Blauflossenthun, atlantischer (Roter Thun)
gültig 07/2015-10/2016
Thunnus thynnus
Biologische Charakteristika
Es gibt drei verschiedene Arten des Blauflossenthuns. Hier wird die Art Thunnus thynnus behandelt, der atlantische Blauflossenthun, im Deutschen auch als Roter Thun bezeichnet. T. thynnus lebt im Nordatlantik, wohingegen die Art T. orientalis im Pazifik und T. maccoyii in der südlichen Hemisphäre verbreitet sind. Der Blauflossenthun lebt meist in großen Schulen im Freiwasser des offenen Meeres („pelagisch-ozeanisch“), kommt aber saisonal auch an die Küsten. Die Schulen sind oft nach Größe der Tiere getrennt und können auch aus einer Mischung verschiedener Thunfischarten bestehen. Bekannte Laichgebiete des atlantischen Blauflossenthuns liegen im Golf von Mexiko und im Mittelmeer, möglicherweise gibt es aber weitere. Thunfische müssen permanent schwimmen, um die Versorgung mit Sauerstoff durch den Wasserstrom über ihre Kiemen zu gewährleisten. Ein besonderes Blutgefäßsystem (Wundernetze, „Rete mirabile“) hilft ihnen bei der Thermoregulation. Sie sind dadurch in der Lage, ihre Körpertemperatur einige Grade über der umgebenden Wassertemperatur zu halten (endotherm). Blauflossenthune können im Sprint Schwimmgeschwindigkeiten von bis zu 80 km/Stunde erreichen. Eine Schwimmblase ist vorhanden. Als Nahrung dienen verschiedenste Fischarten, Tintenfische, Krebse und andere größere Planktontiere. [2] [100] [229]
Kennzahlen
Maxima:
Länge: 458 cm, Alter: 15 Jahre, Masse: 684,0 kg [229]-
IUCN:
Europa: Vorwarnliste (NT), global: stark gefährdet (EN) [384] [1032] (Zugriff am 27. Nov. 2017)CITES:
nicht gelistet [3] Widerstandsfähigkeit (resilience):
niedrig, Verdopplung der Population dauert 4,5 – 14 Jahre [229]Fruchtbarkeit (fecundity):
bis zu 10 Mio Eier pro Weibchen pro Jahr [2] [229]Trophische Ebene:
4,5 ± 0,8 (Standardfehler) [229]
Verbreitung
Der atlantische Blauflossenthun (T. thynnus) ist vor allem im temperierten Nordatlantik und seinen angrenzenden Gewässern verbreitet. Im Westatlantik ist er von Labrador und Neufundland bis zum Golf von Mexiko, in der Karibik, sowie vor Venezuela und Brasilien zu finden. Im Ostatlantik kommt er von den Lofoten bis zu den Kanarischen Inseln, entlang der afrikanischen Küste (z.B. Mauretanien), im Mittelmeer und dem südlichen Teil des Schwarzen Meeres vor. Wie alle Thunfische ist er eine Hochseeart, die weite Wanderungen unternimmt. Die Bestände sind daher weit verbreitet und ihre Bewirtschaftung erfolgt durch regionale Fischereimanagement-Organisationen (RFMOs), die sehr große Zuständigkeitsbereiche haben. [100] [229] [843]
Aussehen
Der atlantische Blauflossenthun ist eine besonders große Thunfischart. Er besitzt den typischen spindelförmigen Körper der Makrelen und Thunfische sowie die typischen Flösselchen hinter der zweiten Rückenflosse; je 8-9 oben und unten auf dem Schwanzstiel. Die erste Rückenflosse ist gelb oder bläulich, die zweite rötlich-braun. Die Afterflosse und die Flösselchen sind dunkel-gelb mit schwarzem Saum. Der Körper weist kein farbiges Streifen- oder Fleckenmuster auf. Der Rücken ist dunkelblau, die Seiten und der Bauch sind silbrig-weiß mit farblosen Streifen und Punkten, die nur bei lebenden und frischen Exemplaren gut sichtbar sind. [2] [100] [229]
Wirtschaftliche Bedeutung
Atantischer Blauflossenthun (inkl. Mittelmeer) macht etwa 36% der weltweiten Anlandungen von Blauflossenthunfisch aus (Mittel 2008-2012). Der Anteil aller drei Blauflossen-Arten am weltweiten Thunfischfang beträgt jedoch nur 1% (Mittel 2009-2013). Blauflossenthun ist wegen seines roten, fetten Fleisches ein sehr geschätzter Speisefisch, der insbesondere für die Sushiproduktion sehr hohe Preise erzielen kann. Die japanischen Aufkäufer fahren oft auf den Fangreisen mit, überwachen die Verarbeitung und kaufen die besten Tiere noch vor der Anlandung. Die vielfach berichteten Rekordpreise auf japanischen Fischmärkten („einzelner Roter Thun für 770.000 USD verkauft“) werden übrigens in Sonderauktionen erzielt, vergleichbar mit der Versteigerung des ersten Fässchens Matjes im Jahr. Sie lassen kaum Rückschlüsse auf den wahren Marktwert der Ware zu.
Auf dem deutschen Markt steht Thunfisch (der hier in der Statistik nicht nach den einzelnen Arten unterschieden wird) auf Platz vier der bedeutendsten See- und Süßwasserfische; Blauflossenthun ist hierzulande aber kaum erhältlich. [2] [14] [724] [843]
Produktarten
Blauflossenthun wird vor allem gefroren (für den japanischen Markt auch bei -50°C gefroren) und als Frischfisch vermarktet. [2] [229]
Bestandsübersicht Blauflossenthun, atlantischer (Roter Thun)
Marktdaten
Alle Thunfischarten auf dem deutschen Markt: 2014 (vorl.): Verbrauch in Deutschland: 124.520 t (2013: 131.140 t), Marktanteil: 12,5% [13] [14]
Anlan- dungen (in 1.000 t) | Fänge (in 1.000 t) | Laicher- biomasse (in 1.000 t) | Laicher- biomasse Zustand | Fischereiliche Sterblichkeit | Anmerkungen (insbesondere Managementplan) | Gültigkeit | |
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Ostatl. & Mittelmeer | 13,3 | - | ? |
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Erholungsplan seit 2006 | 06/2015 - 11/2016 |
Westatlantik | 1,3 | 1,5 | ? |
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Erholungsplan seit 1998 | 06/2015 - 11/2016 |
Klassifizierung nach dem Ansatz des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY), durch den ICES oder analog zu dessen Einteilung:
Symbol | Biomasse | Bewirtschaftung (fischereiliche Sterblichkeit) |
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innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert | angemessen oder unternutzt |
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außerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert | übernutzt |
![]() | Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten | Zustand unklar, Referenzpunkte nicht definiert und/oder unzureichende Daten |
Literaturquellen Blauflossenthun, atlantischer (Roter Thun)
Autor | Jahr | Titel | Quelle | |
---|---|---|---|---|
[2] | Muus BJ, Nielsen JG | 1999 | Die Meeresfische Europas | Franckh-Kosmos Verlag |
[3] | CITES | Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, Appendices I, II and III | cites.org | |
[13] | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) | Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Homepage | ble.de | |
[14] | Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) | Fisch-Informationszentrum e.V. Homepage | fischinfo.de | |
[100] | Food and Agriculture Organization (FAO) | 2010 | FAO. © 2010. FAO FishFinder, the Species Identification and Data Programme. FAO FishFinder. In: FAO Fisheries and Aquaculture Department [online]. Rome. Updated 6 April 2010. | fao.org |
[229] | Froese, R. and D. Pauly. Editors. | 2011 |
FishBase. World Wide Web electronic publication. www.fishbase.org, version (06/2011). |
fishbase |
[384] | IUCN | IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.2. Downloaded on 09 February 2012 | iucnredlist.org | |
[724] | International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas (ICCAT) | Standing Committee on Research and Statistics (SCRS), SCRS chair's presentations to the Commission | iccat.int | |
[843] | International Seafood Sustainability Foundation (ISSF) | 2015 | ISSF - Tuna Stock Status Update - 2015: Status of the World Fisheries for Tuna I | ISSF Technical Report 2015-03, International Seafood Sustainability Foundation, Washington, D.C., USA |
[1032] | Nieto A et al. | 2015 | European Red List of Marine Fishes | Publications Office of the European Union |